Durch richtiges Handeln Leben retten
Die ständig wachsenden Unfallgefahren im Haushalt, im Betrieb oder im Straßenverkehr machen es notwendig, dass möglichst viele Menschen in Erster Hilfe ausgebildet werden. Denn, die Beherrschung von Erste-Hilfe-Maßnahmen können Leben retten. Darum sollten Sie einige Abläufe und Regeln beherrschen, um bis zum Eintreffen von qualifiziertem Personal helfen zu können.
Unter dieser Rubrik informieren wir Sie darüber, wie Sie beispielsweise bei einem Herzinfarkt, Schlaganfall, Knochenbrüchen, Verbrennungen, Autounfällen und anderen Gefahren Erste Hilfe leisten können.
Diese Instruktionen ersetzen in keiner Weise einen Kurs in Erster Hilfe, aber sie können als Richtlinien für Situationen betrachtet werden, in denen Sie mit einem Menschen in Not konfrontiert werden.
Erste Hilfe bei Schlaganfall
Auch beim Schlaganfall sind Veränderungen an den Gefäßen die Ursache. Ablagerungen, „Verkalkungen“ der Arterien im Gehirn, meist in Verbindung mit Bluthochdruck, sind die Voraussetzungen für einen Schlaganfall. Durch den hohen Blutdruck kann plötzlich eine Arterie im Gehirn reißen. Manchmal ist die Ursache auch ein Blutgerinnsel, welches in einer Arterie im Gehirn stecken bleibt und diese verstopft. In jedem Fall ist die Blutversorgung und damit die Sauerstoffversorgung zu einem Teil des Gehirns unterbrochen, und es kommt zu entsprechenden Funktionsausfällen.
Erkennen eines Schlaganfalls
Lähmungen an den Extremitäten (Halbseitenlähmung), Gesichtslähmung mit herabhängendem Mundwinkel und einseitig geschlossenem Augenlid sind Anzeichen für einen Schlaganfall. Sprachstörungen und Schluckbeschwerden mit Erstickungsgefahr sind weitere Folgen eines Schlaganfalles. Schlimmstenfalls treten Bewusstlosigkeit sowie Atem- und Kreislaufstörungen auf. Die Patienten haben meistens einen sehr hohen Blutdruck.
Maßnahmen bei Schlaganfall
Sofort den Rettungsdienst alarmieren (Notruf). Kontrollieren der Lebenszeichen. Durchführen lebensrettender Maßnahmen. Wenn der Betroffene bei Bewusstsein ist, lagern Sie ihn bequem und mit erhöhtem Oberkörper. Die gelähmten Körperteile polstern und den Betroffenen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes betreuen
Erste Hilfe bei Herzinfarkt
Der Herzinfarkt ist eine der häufigsten Herzerkrankungen. Die Ursache ist der plötzliche Verschluss einer Herzkranzarterie (Koronararterie). Der Herzmuskel wird über diese Gefäße mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Ein solcher Verschluss entsteht durch jahrelange Einwirkung der „Risikofaktoren“ wie:
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- zu hohe Cholesterinwerte usw.
In den Gefäßen bildet sich durch Ablagerungen von Fetten und Mineralien die Arteriosklerose. Führen diese Ablagerungen schließlich zum Verschluss einer Koronararterie, wird ein Teil des Herzmuskels nicht mehr durchblutet. Er stirbt ab. Manchmal entsteht der Verschluss auch durch ein Blutgerinnsel (Thrombus), das an einer Engstelle einer Koronararterie stecken bleibt und diese verstopft. Je nach Größe und Lage der betroffenen Koronararterie ist ein mehr oder weniger großer Teil des Herzmuskels betroffen. Somit sind auch die Auswirkungen eines Herzinfarktes unterschiedlich ausgeprägt. Er kann vom Betroffenen kaum bemerkt ablaufen; er kann aber auch mit sofortigem Herzstillstand verbunden sein.
Die Medizin hat heute gute Möglichkeiten, diesen Patienten zu helfen. Voraussetzung ist aber, dass der Betroffene die Klinik lebend erreicht. Hierzu kann der Ersthelfer beitragen.
Erkennen eines Herzinfarkts
Die Patienten haben starke Schmerzen hinter dem Brustbein. Die Schmerzen strahlen oft in den linken Arm, die Schulter oder den Oberbauch aus. Die Betroffenen können sehr unruhig, manchmal auch sehr ruhig sein. Sie haben Angst. Das Gesicht ist blass-grau, manchmal schweißnass. Die Betroffenen sind geschwächt und klagen über Übelkeit, gelegentlich mit Erbrechen. Der Blutdruck ist gesenkt. Da ein Herzinfarkt unterschiedlich stark ausgeprägt auftreten kann, sind auch die Anzeichen unterschiedlich intensiv ausgeprägt. Im schlimmsten Fall tritt ein Herz-Kreislauf-Stillstand ein.
Das können Sie tun bei Herzinfarkt
- Sofort den Rettungsdienst alarmieren (Notruf).
- Überprüfen des Bewusstseins, Atmung und Lebenszeichen. Bei einem Kreislaufstillstand muss sofort die Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durchgeführt werden.
- Ist der Betroffene bei Bewusstsein, ist er schonend zu lagern, d.h. bequem mit erhöhtem Oberkörper. Dies entlastet das geschwächte Herz.
- Enge Kleidung bitte öffnen und den Betroffenen gegenüber seiner Umgebung abschirmen. Unruhe, Aufregung und Anstrengung sind unbedingt zu vermeiden.
- Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes muss der Patient vom Ersthelfer ständig betreut und der Kreislauf überwacht werden.
Erste Hilfe bei Auffinden einer Person
Stellen Sie sich vor, Sie finden eine reglos auf dem Boden liegende Person vor.
Was können Sie tun ?
- erkennen, was geschehen ist und
- überlegen, welche weitere Gefahren dem Betroffene und Ihnen drohen können
Selbstschutz
Bei allen Gefahren, welche auf die betroffene Person noch einwirken können, ist der Selbstschutz immer mit zu berücksichtigen. Gefahren können hier z.B. heranrasende Autos oder die Ausbreitung einer Brandquelle sein.
Maßnahmen zur Feststellung der vitalen Funktionen (Lebensfunktionen)
- Bewusstsein, Bewusstlosigkeit prüfen:
laut ansprechen z.B.: „Hallo, kann ich Ihnen helfen, geht es Ihnen gut ? Was ist Ihnen passiert?“
an den Schultern rütteln - Atmung prüfen:
mit der Wange zur Nase des Verunfallten und seinen Atem spüren
gleichzeitig auf das Heben und Senken der Bauchdecke achten - Blutkreislauf
Puls fühlen am Handgelenk oder am Hals mit Zeige-, Mittel-, und Ringfinger
15 Sekunden mitzählen und Ergebnis mal 4 = Pulsfrequenz
Durchführung der Stabilen Seitenlage
Durch die Stabile Seitenlage wird sichergestellt, dass die Atemwege freigehalten werden und Erbrochenes, Blut etc. ablaufen kann – der Mund des Betroffenen wird zum tiefsten Punkt des Körpers. Der Betroffene wird so vor dem Ersticken bewahrt.
Um zielsicher handeln und helfen zu können, müssen Sie als Ersthelfer beim Auffinden einer Person zunächst
Schritt 1
Seitlich neben dem Betroffenen knien. Beine des Betroffenen strecken. Den nahen Arm des Bewusstlosen angewinkelt nach oben legen, die Handinnenfläche zeigt dabei nach oben.
Schritt 2
Ferner Arm des Betroffenen am Handgelenk greifen.
Arm vor der Brust kreuzen, die Handoberfläche des Betroffenen an dessen Wange legen.
Hand nicht loslassen.
Schritt 3
An den fernen Oberschenkel greifen und Bein des Betroffenen beugen.
Schritt 4
Den Betroffenen zu sich herüber ziehen. Das oben liegende Bein so ausrichten, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt.
Schritt 5
Hals überstrecken, damit die Atemwege frei werden.
Mund des Betroffenen leicht öffnen.
Die an der Wange liegende Hand so ausrichten, dass der Hals überstreckt bleibt.
Auch in der stabilen Seitenlage müssen Sie immer wieder
- das Bewusstsein
- die Atmung
- die Lebenszeichen
des Betroffenen kontrollieren.
Achten Sie darauf, dass der Mund des Betroffenen als tiefster Punkt des Körpers erhalten und das sein Kopf nackenwärts gebeugt bleibt.
Erste Hilfe bei Knochenbrüchen
Knochenbrüche und Gelenkverletzungen sind Verletzungszustände, die fast immer mit Schmerzen verbunden sind. Daher vermeidet die verletzte Person Bewegungen der betroffenen Gliedmaßen. Sie als Ersthelfer sollten grundsätzlich keine Bewegungsversuche unternehmen!
Erkennen:
- Schonhaltung des Betroffenen.
- Unnatürliche Lage betroffener Gliedmaßen.
- Bewegungseinschränkung oder Bewegungsunfähigkeit.
- Schmerz im Bereich des Bruches.
- Wunde, ggf. sichtbarer Knochen.
Das können Sie tun:
- Bruchstelle nicht bewegen.
- offenen Bruch mit Wundauflage bedecken.
- Schockbekämpfung
- Beim geschlossenen Knochenbruch kühlen mit nassen Tüchern oder Wasser.
- Notruf
- Polstern (z.B. mit Decken, Kleidungsstücken etc.)
- Wünsche des Betroffenen nach Möglichkeit berücksichtigen.
Erste Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen
Verbrennungen bzw. Verbrühungen sind durch Hitze ausgelöste schwere Schädigungen der Haut und auch tiefer liegender Gewebe mit nachhaltigen Auswirkungen auf den gesamten Organismus durch Störung der vitalen Funktionen. Bei tiefer gehenden Gewebeschädigungen finden sich in den angrenzenden Hautbezirken immer auch Blasenbildung und Hautrötung. Durch ausgedehnte Brandwunden verliert der Körper große Mengen ab Gewebeflüssigkeit. Dieser Flüssigkeitsverlust kann zum Schock führen. Dabei wirkt der Verbrennungsschmerz verstärkend. Durch Wundinfektion kommt es ggf. später zu verzögerter Wundheilung. Hat die betroffene Person im Moment der Hitzeeinwirkung (Explosion, Stichflamme) eingeatmet, können Verbrennungen im Mund, Rachen und Kehlkopfbereich entstehen. Es kommt zu Atemstörungen.
Erkennen
- Schmerz
- Hautrötung
- Blasenbildung
- Tiefergehende Gewebeschädigungen
Das Brennen der Kleidung verursacht beim Betroffenen Angst. In der Angst läuft er davon und facht somit den Brand zusätzlich an.
Das können Sie tun
Kleiderbrände sofort löschen, dazu wie folgt verfahren:
- Brennende Person aufhalten
- Wolldecke zum Löschen so halten, dass Sie sich nicht selber verbrennen (Finger).
- Decke um den Hals des Betroffenen ganz abschließen.
Betroffenen auf den Boden legen und die Decke vom Hals in Richtung Füße mit den Händen abstreifen.
- Bei Einsatz von Feuerlöschern diese nicht auf das Gesicht richten. Es gibt Feuerlöscher, die nicht zum Ablöschen brennender Personen verwendet werden dürfen. Daher sind entsprechende Hinweise auf dem vorhandene Feuerlöscher zu beachten.
- Bei Verbrennungen lokale Kaltwasseranwendung, z.B. Gliedmaßen sofort in kaltes Wasser eintauchen oder unter fließendes Wasser halten, bis der Schmerz nachlässt (mind. 15 Minuten).
- Bei Verbrühungen Kleidung möglichst rasch entfernen, ohne dabei die Kaltwasseranwendung zu verzögern.
- Schockbekämpfung
- Keimfreie Bedeckung der Brandwunden mit Verbandtüchern / Metalline-Tüchern
- Kontrollieren Sie ständig die Lebenszeichen.
- Grundsätzliches Verbot der Anwendung von Hausmitteln (wie bei allen Verletzungen), weil der Arzt die Wunde unbedingt unverändert sehen muss, um sie beurteilen und versorgen zu können.
- Notruf
Hinweis:
In den Verbandkästen DIN 13164 (Kraftfahrzeugverbandkasten) sowie DIN 13157 befinden sich Verbandtücher, die auch für die Versorgung von Brandwunden vorgesehen sind.
Retten aus der Gefahrenzone/KFZ
Was tun, um Verunglückte aus Kraftfahrzeugen zu retten?
Es kann vorkommen, dass Sie Personen aus einem verunglückten Fahrzeug befreien müssen. Dabei darf Ihre eigene Sicherheit nicht gefährdet werden. Unter Umständen kann nur Fachpersonal die betroffene Person retten. Wenn ein Fahrzeug nach einem Unfall durch undichte Tanks oder Treibstoffleitungen Benzin verliert, besteht akute Brandgefahr
Als sehr gefahrvoll gelten hierbei:
- die elektrische Anlage des Fahrzeugs
- laufende Motoren in der näheren Umgebung
- umherstehende Personen mit brennenden Zigaretten
Falls
Sie einen Feuerlöscher zur Hand haben, halten Sie ihn bereit, so dass
Sie ihn sofort einsetzen können. Mit der Bedienung haben Sie sich
natürlich schon vertraut gemacht. Mit einem Pulverlöscher können Sie
auch brennende Personen löschen. Dabei müssen Sie darauf achten, dass
Sie den Feuerlöscher nicht direkt auf das Gesicht des Betroffenen
richten.
Wenn der Motor des Unfallfahrzeugs noch läuft, müssen
Sie die Zündung ausschalten (Zündschlüssel nach links drehen und stecken
lassen).
Sollte der Airbag nicht ausgelöst haben, achten Sie darauf, dass Sie sich nicht in seinem Auslösebereich aufhalten. Je nach Unfallschaden am Fahrzeug kann der Airbag verzögert auslösen und gefährliche Verletzungen verursachen.
Rettung aus dem Kraftfahrzeug
Die Rettung von verunglückten Personen aus dem Kraftfahrzeug bereitet besonders dann Schwierigkeiten, wenn sich die Türen des Fahrzeuges nicht öffnen lassen oder Personen eingeklemmt sind.
Wenn es nicht anders möglich, dürfen Sie
Scheiben einschlagen, aber achten Sie darauf, dass der oder die Insassen
nicht noch mehr verletzt werden.
Ist der Betroffene eingeklemmt und
Sie können ihn nicht befreien, müssen Sie sofort technische Hilfe
anfordern. Bis zum Eintreffen der technischen Hilfe muss der Betroffenen
ständig beobachtet und betreut werden. Unter Umständen müssen Sie in
diesem Fall lebensrettende Maßnahmen von außen leisten.
Zum Retten aus dem Kraftfahrzeug gehen Sie wie folgt vor:
- Kraftfahrzeugtür öffnen und dabei den Betroffenen beobachten und ansprechen.
- Zündung des Kfz ausschalten, auf nicht ausgelösten Airbag achten.
- Darauf achten, dass die Füsse des Betroffenen nicht eingeklemmt sind.
- Sicherheitsgurt lösen, ggf. durchschneiden.
- Den Betroffenen in Sitzflächenhöhe von hinten umgreifen.
- Kleidung mit der Hand an „ferner“ Hüfte fassen, mit der anderen Hand gegen das Knie drücken und den Betroffenen mit kräftiger Bewegung herum drehen.
- Einen Unterarm des Betroffenen vor seinen Bauch legen.
- Mit beiden Händen durch die Achselhöhlen des Betroffenen fahren und seinen Unterarm mit allen Fingern von oben fassen.
- Den Betroffenen vom Sitz auf die Oberschenkel ziehen.
- Den Betroffenen an einen sicheren Ort retten.